Gehen von antibiotikaresistenten Bakterien in Rohkost-Produkten gesundheitliche Gefahren aus?

Im Lebensmittelhandel werden schon lange fertig geschnittene und in Folie verpackte Salate sowie weitere Rohkost-Artikel angeboten. Eine Arbeitsgruppe des Julius-Kühn-Instituts (JKI) hat nachgewiesen, dass darin neben Hygiene-relevanten Keimen auch antibiotikaresistente Bakterien enthalten sein können.

Doch wie kommen diese Keime in die Lebensmittel, wie verbreitet sind sie in den genannten Produkten und welche Gesundheitsgefahr geht von ihnen aus?

Inwiefern von antibiotikaresistenten Bakterien in Rohkost-Produkten gesundheitliche Gefahren ausgehen erfährst du in diesem Magazinbeitrag!

Das JKI untersuchte in diesem Zusammenhang Mix-Salate, Rucola und die Gewürzpflanze Koriander aus deutschen Supermärkten. Die gekauften Proben wurden auf die Gesamtheit übertragbarer Antibiotika-Resistenzgene geprüft. Dabei betrachtete man speziell den meist harmlosen Darmkeim Escherichia coli und erforschte den enthaltenen Anteil an Bakterien, der gegen den Wirkstoff Tetrazyklin resistent ist.

Tetrazyklin wird als Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt, weshalb sich im Darm der Nutztiere Keime bilden können, die gegen Tetrazyklin resistent sind. Über die als organischen Pflanzendünger eingesetzte Gülle der Tiere gelangen solche Bakterien in die genannten Lebensmittel.
Anhand der Untersuchungen kommt das JKI zu dem Ergebnis, dass eine beachtliche Anzahl an Resistenzgenen in den E. coli aus Rohkost-Produkten vorhanden sind. Es wurden darüber hinaus auch Resistenzen gegen weitere Antibiotikaklassen nachgewiesen.

Aufgrund des Rohverzehrs gelangen die resistenten Bakterien in den menschlichen Darm, wo sie ihre Gene eventuell an krankmachende Keime weitergeben können. Eine mögliche Folge davon ist, dass eine nötige Antibiotikatherapie beim Menschen nicht mehr so gut anschlägt wie gewünscht. Damit ist folglich eine gewisse Gesundheitsgefahr verbunden. Es ist jedoch bisher nicht genau bekannt, wie häufig es im menschlichen Darm zur Bildung solcher Resistenzen und weiterführend zu einer Erkrankung aufgrund dessen kommt. Der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) stuft den kompletten Sachverhalt aber als besorgniserregend ein.

Um das Risiko der Aufnahme von Krankheitserregern oder antibiotikaresistenten Bakterien durch Rohkost-Produkte zu minimieren wird dazu geraten die genannten Lebensmittel vor dem Verzehr gründlich mit Trinkwasser zu waschen. Schwangere Frauen sowie Personen deren Immunsystem geschwächt ist sollten auf vorgeschnittene und verpackte Salate besser verzichten und eher zu frischen sowie kurz vor dem Verzehr gründlich gewaschenen Lebensmitteln greifen. Da aber selbst das gründliche Waschen keinen 100-prozentigen Schutz vor Krankheitserreger oder antibiotikaresistenten Bakterien bietet sollten besonders immungeschwächte Personen nur Gemüse verzehren, welches vorher mindestens zwei Minuten auf 70 Grad Celsius im Inneren des Lebensmittels erhitzt worden ist.

Zusammenfassung

Als Fazit lässt sich daher sagen: Durch den Verzehr von Rohkost und der damit einhergehenden Aufnahme von Hygiene-relevanten Keimen sowie antibiotikaresistenten Bakterien setzt man sich einem gewissen gesundheitlichen Risiko aus. Die Entwicklung einer Antibiotikaresistenz kann dabei nicht kategorisch ausgeschlossen werden. Wie hoch das Risiko dafür aber genau ist lässt sich bislang nicht eindeutig formulieren oder beziffern. Personen mit einer normalen Immunabwehr haben in der Regel keine Probleme oder Beschwerden durch den Verzehr von Rohkost. Immungeschwächte Menschen sollten jedoch besser darauf verzichten und ihre Speisen ausreichend erhitzen.

Besonders auf fertig geschnittenen und in Folie eingepackten Produkten aus dem Supermarkt können sich vermehrt (antibiotikaresistente) Keime befinden, weshalb man diese vor dem Essen gut waschen sollte. Bei frischer Rohkost ist die Keimbelastung generell geringer, weshalb sie gegenüber fertig zubereiteten und eingepackten Produkten zu bevorzugen ist.

Autor des Magazinbeitrages

Jan KleinJan Klein

  • M.A. Gesundheitsförderung
  • betrieblicher Gesundheitsmanager

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Quellenangaben (Stand: 04.2019)

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