Calisthenics im Breitensport?
An einer Stange hangeln, hochziehen, wegdrücken, Handstand, Liegestütz. Die Vielfalt von Calisthenics ist sicherlich sehr beeindruckend. Viele sporterfahrene Trainierende nutzen das Ganzkörperworkout, um sich fit zu machen und gleichzeitig sehr funktionelle Übungen in ihren Trainingsplan zu integrieren. Nun stellen sich Trainer berechtigter Weise die Frage: Kann ich Calisthenics auch im Breitensport einsetzen?
Calisthenics und Breitensport – passt das zusammen?
Bei der Betrachtung dieser Frage spielt aus meiner Sicht die größte Rolle, mit welchen individuellen Voraussetzungen ein Sportler/ eine Sportlerin daherkommt. Darüber hinaus sollte im Mannschaftssport auch immer das Team im Gesamten betrachtet werden.
Fakt ist jedenfalls, dass für Menschen, die vorher noch nie intensives Training mit dem eigenen Körpergewicht betrieben haben, Calisthenics sicherlich ein große Herausforderung darstellt. Dies kann für Mannschaften jüngeren und mittleren Alters sicherlich auch mal ein ganz neuer Anreiz sein. Steht jedoch eher die Sportart selbst im Fokus anstelle von ambitioniertem Ehrgeiz, könnte auch auf Ablehnung stoßen. Besonderes Augenmerk sollte hier sicher auch auf die Übungsauswahl gelegt werden. Zwar sind selbst die Einsteigerübungen durchaus intensiv, bei fachgerechter Anleitung dürften jedoch zumindest ein paar Wiederholungen für den Großteil der Sportler zu schaffen sein.
Wo sind die Grenzen von Calisthenics im Breitensport?
Aufpassen sollte der Trainer sicherlich bei Spielern, die orthopädische Beschwerden mitbringen wie Rückenschmerzen, Knieprobleme oder noch ausheilende Verletzungen. Calisthenics sind in erster Linie für voll einsatzfähige Sportler entwickelt worden und können wir bestimmten Beschwerdebildern nur unter individuellen Anpassungen durchgeführt werden, ohne das Risiko einzugehen, dass sich vorhandene Beschwerden verstärken.
Ebenso ist auf internistische Vorerkrankungen zu achten wie Bluthochdruck, Diabetes etc., da ungewohnte sportliche Belastung bei solchen Erkrankungen generell mit Vorsicht zu genießen sind. Solange alle Spieler gesund und einigermaßen trainiert sind, spricht jedoch nichts dagegen, ein paar Calisthenics-Übungen in das Trainingsprogramm einzubauen. So können mit der Zeit auch schwerere Varianten oder komplexere Übungen aufgebaut werden, was sicherlich der Koordination, Rumpfstabilität und Kraft der Sportler zu Gute kommen wird.
Zusammenfassung
Calisthenics stell sicherlich viele Sportler zunächst einmal vor große Herausforderungen. Daher ist ein gut geschultes Auge des Trainers bei der Bewegungsausführung enorm wichtig. Zudem sollte je nach Trainerzahl eventuell in Kleingruppen begonnen werden, die untereinander nach Leistungsstärke zusammengestellt werden können, um Verletzungen zu vermeiden bzw. bereits bestehende Schäden nicht zu verschlimmern. Gut angeleitet und sukzessiv aufgebaut stellt aus meiner Sicht Calisthenics im Breitensport jedoch durchaus eine Bereicherung dar und kann enorme Vorteile mit sich bringen.
Autor des Magazinbeitrages
Martin Sunderbrink
- Dipl. Sportwissenschaftler
- Personal Trainer
- FPZ-Rückenschmerztherapeut
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