Stressanalyse und -bewältigung im BGM
Gerade im betrieblichen Umfeld ist es wichtig, die auslösenden Faktoren für die Stressbelastung herauszufinden. Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung müssen immer auch die psychischen Belastungen erhoben werden. Da das Thema Stress im Arbeitsleben immer noch tabuisiert wird – schließlich will niemand als wenig belastbar gelten – muss hier besonders sorgsam vorgegangen werden.
Bei Befragungen mittels Fragebögen ist unbedingt darauf zu achten, dass die Anonymität der Teilnehmenden gewahrt bleibt. Wenn in Gesundheitszirkeln oder Fokusgruppen die Ursachen und mögliche Lösungen diskutiert werden, sind eine Schweigepflicht und eine Vereinbarung zur Vertraulichkeit unabdingbar. Am besten werden solche Gruppen auch von externen Moderatoren geleitet, da bei den Mitarbeitern sonst häufig die Angst aufkommt, dass ihre Äußerungen zu Belastungen und eigenen Stressreaktionen weitergetragen werden und zu Nachteilen führen könnten.
Zu den am häufigsten beklagten Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz gehören:
- Zeitdruck
- Zu hohes Arbeitspensum
- Konflikte mit Führungskräften und Kollegen, Mobbing
- Zu wenig Anerkennung von Leistungen
- Angst vor Arbeitsplatzverlust
- Umstrukturierungen
- Kommunikationsstörungen
- Schlechte Work-Life-Balance
- Fehlende Erholungspausen
- Forderung nach hoher Flexibilität
- Technisierung der Arbeit
- Wenig Gestaltungsfreiräume
Sie sehen, dass die psychische Belastung am Arbeitsplatz nur auf der Ebene des Gesamtunternehmens angegangen werden kann. Wenn Unternehmen auf Dauer gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter haben möchten, müssen sie sich ernsthaft mit den Arbeitsbedingungen auseinandersetzen und gezielt Verbesserungen schaffen.
Hinweis
Angebote zur individuellen Stressbewältigung sind zwar wichtig und hilfreich, ersetzen aber keinesfalls die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung mit den entsprechenden daraus abgeleiteten Verbesserungsmaßnahmen.
In Kursen zum Stressmanagement können Mitarbeiter sich mit ihren eigenen Stressauslösern beschäftigen und geeignete individuelle Bewältigungsstrategien erlernen. Sich mit den eigenen Stressbelastungen auseinanderzusetzen ist angesichts der vielen unterschiedlichen Auslöser, die zu Stress führen, oft schwer.
Als hilfreich für die Analyse und Beschreibung eigener Stresssituationen hat sich folgende Unterteilung herausgestellt:
- elches sind die Stressoren?
- Welches sind meine individuellen Strategien zur Bewältigung der Belastungssituationen?
- Wie reagiere ich auf die Belastungssituationen?
Diese Betrachtung ermöglicht einen schnellen Überblick über die Zusammenhänge und hilft, die persönlichen Reaktionen leichter zu analysieren und zu entscheiden, was sinnvollerweise vorrangig verändert werden soll.
Wirksames Stressmanagement erfordert also zunächst eine Analyse des eigenen Verhaltens, auf der dann gezielt neue Handlungsmuster aufgebaut werden können (vgl. Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.10):
Stressoren
(Quelle: Techniker Krankenkasse)
Stressbewältigung (coping) ist, wie der Stress selbst, eine sehr individuelle Angelegenheit.
Manch einer betreibt den Stressabbau durch Entspannen bei schöner Musik, ein anderer geht hinaus zum Joggen, ein Dritter geht Spazieren und lässt die Gedanken schweifen, ein Vierter hingegen unterhält sich gerne mit Freunden.
So individuell wie die Wege in den Stress sind auch die Wege aus dem Stress. Patentrezepte gibt es nicht. Es liegen allerdings bewährte Methoden vor, die helfen können, sich ein eigenes Repertoire an Bewältigungsstrategien anzueignen. Grundsätzlich sollte man bei dem anknüpfen, was man schon hat oder zumindest einmal hatte. Die Orientierung an persönlichen Stärken beziehungsweise individuellen Erholungsressourcen ist für das persönliche Stressmanagement von großer Bedeutung.
Individuelles Stressmanagement bedeutet:
- Stressenergie auch positiv nutzen,
- die persönliche Situation analysieren,
- Spannungs- und Entspannungszustände in ein richtiges Verhältnis bringen,
- Ansatzpunkte zur aktiven Entspannung und Stressbewältigung finden,
- verschiedene alltagstaugliche Methoden zur aktiven Entspannung und Stressbewältigung kennenlernen,
- eigene Gesundheitsressourcen nutzen,
- Folgeschäden von Stress abbauen oder ihnen vorbeugen,
- die geeigneten Maßnahmen auswählen, sie erlernen und in konkreten Situationen einsetzen,
- ein persönliches Antistressprogramm entwickeln und dessen Wirksamkeit laufend kontrollieren.
Verschiedene Balancestrategien können verhindern, dass sich ein Stressplateau bildet:
- Pausen einlegen (aktive und passive)
- Hobbys (zum Beispiel Kunst, Kultur, Theater, Konzerte etc.)
- Tapetenwechsel (Urlaub)
- Zeitmanagement
- Prioritäten setzen (Wertigkeiten überdenken und in Reihenfolge bringen)
- Lernen, um- und abzuschalten
- Teufelskreise unterbrechen
- Konfliktstrategien („Change it, love it or leave it“)
- Mut zu neuen Wegen
- Freundschaften pflegen
- Ausgelassenheit und Freude
- Zuneigung und Liebe
- Naturerlebnisse
- Musik
- Entspannungsverfahren (Massagen, Sauna, Atemübungen, PMR, Meditation, Entspannungsgeschichten, Autogenes Training etc.)
- Sport und Bewegung
Einige dieser Bewältigungsstrategien auf individueller Ebene können von den internen Gesundheitsmanagern auch in das interne Fortbildungsprogramm aufgenommen werden, z. B. Bewegungsangebote oder Kurse zu Entspannungsverfahren.
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