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Salutogenese-Modell

Wie kommt es, dass einige Menschen die objektiv gleiche Belastung gut vertragen, während andere an ihr krank werden? Diese Frage führt zum Konzept der Schutzfaktoren, das davon ausgeht, dass der Organismus bestimmte Schutzmechanismen bzw. Schutzsubstanzen bereithält, um gesundheitsbedrohliche Einflüsse abzuwehren.

Dieses Gesundheitsmodell versucht aufzuzeigen, dass Stärke bzw. Wirkung dieser Schutzfaktoren durch das Individuum, durch dessen Einstellungen und Verhaltensweisen maßgeblich beeinflusst werden können.

Der ganzheitliche Ansatz der Gesundheitsförderung stützt sich in entscheidendem Maße auf das Schutzfaktoren-Modell. Die Funktion der Schutzfaktoren-Theorie lässt sich am eindrucksvollsten am Salutogenese-Modell demonstrieren.

Das Salutogenese-Modell wurde von dem amerikanischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky, der 1960 nach Israel emigrierte, in den 1970er Jahren entwickelt. Antonovsky erregte 1979 große Aufmerksamkeit mit der Veröffentlichung des Buches Health, Stress and Coping. Das Konzept handelt von der dynamischen Balance von Risikofaktoren und Schutzfaktoren.

Die primäre Frage ist nicht mehr: „Warum erkranken Menschen?“, sondern: „Warum bleiben Menschen trotz möglicherweise vorhandener Risikofaktoren/-konstellationen gesund?“

Gesundheit und Krankheit werden im Salutogenese-Modell nicht als gegensätzliche und sich ausschließende Größen betrachtet, sondern auf einem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum angeordnet (vgl. hierzu Abbildung 2). Ein Mensch ist demzufolge mehr oder weniger gesund oder mehr oder weniger krank.

Lexikon | Salutogenese-Modell

Das Salutogenese-Modell

Anforderungen entstehen sowohl durch Umweltbedingungen als auch auf innerer Ebene und werden als Stressoren (z. B. Umweltbelastungen, soziale Konflikte, innerpsychische Krisen, Krankheitserreger) bezeichnet.

Bewältigungsressourcen beziehungsweise Bewältigungspotenziale für diese Anforderungen sind sowohl im externen als auch im internen Bereich vorhanden. Diese Ressourcen werden im Salutogenese-Modell als generalisierte Widerstandsquellen beschrieben. Sie können physikalische, biochemische, kognitive, emotionale, materielle, kulturelle, soziale und politische Eigenschaften und Ressourcen einer Person oder eines Sozialsystems sein und dazu beitragen, interne und externe Stressoren zu vermeiden beziehungsweise zu bewältigen.

Die generalisierten Widerstandsressourcen wirken folglich als Potenzial, das aktiviert werden kann, wenn es für die Bewältigung eines Spannungszustandes erforderlich ist.

Der Kohärenzsinn steht im Mittelpunkt von Antonovskys Modell. Definiert wird er als das Ausmaß, in dem jemand ein durchdringendes, überdauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens besitzt – und zwar Vertrauen darauf, dass:

  • die Anforderungen aus der inneren und äußeren Erfahrungswelt im Verlauf des Lebens strukturiert, vorhersagbar und erklärbar sind – Gefühl von Verstehbarkeit (sense of comprehensibility)
  • die nötigen Ressourcen verfügbar sind, um den Anforderungen gerecht zu werden – Gefühl der Wirksamkeit (sense of manageability)
  • diese Anforderungen Herausforderungen sind, die Investition und Engagement verdienen – Gefühl von Sinnhaftigkeit (sense of meaningfulness)

Ein stark ausgeprägtes Kohärenzgefühl führt dazu, dass ein Mensch flexibel auf Anforderungen reagieren kann. Er aktiviert die für diese spezifischen Situationen angemessenen Ressourcen. Ein Mensch mit einem gering ausgeprägten Kohärenzgefühl wird hingegen Anforderungen eher starr und rigide beantworten, da er weniger Ressourcen zur Bewältigung besitzt beziehungsweise wahrnimmt.

Das Salutogenese-Modell von Antonovsky ist derzeit eine der am weitesten entwickelten Modellvorstellungen, da nicht allein krankmachende Risikofaktoren identifiziert, sondern gesundheitsunterstützende Schutzfaktoren mit einbezogen werden. Die herausragende Bedeutung des Modells liegt darin, dass die wissenschaftliche und praktische Aufmerksamkeit eindeutig auf Gesundheit und ihre Ressourcen gelegt wird.

Das Modell lässt sich auch gut im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung einsetzen. Es bezieht sich nicht nur auf konkrete Risikofaktoren, sondern auf die gesamte Arbeitsumwelt und die sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz. Das passt gut zu den modernen Konzepten einer gesundheitsförderlichen Arbeitsumwelt.

 

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