Ödeme
Ödeme sind sicht- und/oder tastbare Schwellungen, welche durch Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe entstehen. Am häufigsten kommt dies an Armen und Beinen vor. Die Ursachen für die Wassereinlagerung können verschiedenster Art sein, was die Erforschung nicht leichter macht. Der Medizin sind gegenwärtig mehr als 20 Ödemformen an den unteren Extremitäten bekannt, welche aufgrund der Schwerkraft beginnen.
Solange Zufluss und Abfluss in und aus den Zwischenzellräumen gleichermaßen funktionieren, bilden sich keine Flüssigkeitsstauungen im Gewebe. Wird der Flüssigkeitsaustausch zwischen Gewebe und Kapillaren jedoch gestört, weil sich der Zufluss erhöht oder der Abfluss vermindert, bilden sich Ödeme. Dieses Ungleichgewicht kann z. B. bei Eiweißmangel oder erhöhtem Blutdruck in den Kapillaren entstehen. Dadurch erhöht sich der Zufluss von Flüssigkeit aus den Kapillaren (= Filtration). Bei Funktionsstörungen des Lymphsystems wird wiederum der Abfluss über die venösen Kapillaren beeinträchtigt (= verminderte Resorption).
Ödeme beeinflussen jedoch nicht nur das äußere Erscheinungsbild: Unbehandelt können sie Zellen und Gewebe stark schädigen, denn durch die Flüssigkeitsstauungen wird der Abstand zwischen Körperzellen und Kapillaren vergrößert. Durch diese vergrößerte Diffusionsstrecke wird die Versorgung der Zellen verschlechtert. Dies kann soweit führen, dass bei extrem vergrößerten Diffusionsstrecken die Körperzellen gar nicht mehr versorgt werden und infolgedessen absterben.
Ödeme werden in eiweißreiche und eiweißarme Ödeme eingeteilt. Eiweißarme Ödeme werden z. B. durch Eiweißmangel oder erhöhten Blutdruck in den Kapillaren ausgelöst. Eiweißreiche Ödeme werden durch erhöhte Durchlässigkeit der Kapillaren für Wasser und die darin enthaltenen Stoffe oder durch verminderte Funktion des Lymphsystems verursacht.
Diuretika (Arzneimittel zur Ausschwemmung von Wasser) werden nur bei eiweißarmen Ödemen verabreicht, da aufgrund der verstärkten Ausscheidung von Salz zwar vermehrt Wasser ausgeschwemmt wird, jedoch keine Eiweiße.
Eine physikalische Entstauung und Ödemtherapie nach Asdonk werden bei eiweißreichen Ödemen angewendet. Durch den angeregten Lymphabfluss werden die im Gewebe angesammelten Eiweiße aus dem Zwischenzellraum (Interstitium) beseitigt. Gleichzeitig wird durch die gezielte Kompression der manuellen Lymphdrainage dem Zufluss von Flüssigkeit aus den Kapillaren (Filtration) entgegengewirkt, und der Abfluss durch die venösen Kapillaren (Resorption) wird verbessert.
Diese Behandlungsmethode wird auch bei sogenannten Phlebödemen angewandt, also bei eiweißarmen Ödemen, die ausschließlich lokal auftreten.
Folgende Ödemformen sind der Medizin zwar bekannt, tauchen jedoch in Arztpraxen während mehrerer Jahre jeweils nur einmal auf, falls überhaupt. Ödeme, bei denen die Behandlung mit Diuretika erfolgt (eiweißarme Ödeme), sind mit einem D gekennzeichnet. Ödemformen, welche physikalisch behandelt werden, sind mit einem P gekennzeichnet.
- Lymphödem P
- Phlebödem P
- Lipödem P
- Traumatisches Ödem P
- Vaso-vegetatives Ödem
- Orthostatisches Ödem
- Idiopathisches Ödem
- Diuretika-induziertes Ödem
- Inaktivitätsödem
- Ischämisches Ödem
- Entzündliche Ödeme
- Schwangerschaftsödem
- Kardiogenes Ödem D
- Eiweißmangelödem D
- Ödem bei Nierenversagen (renales Ödem) D
- Akutes allergisches Ödem
- Toxisches Ödem
- Endokrine Ödeme
- Medikamentösbedingte Ödeme
- Diätetischbedingte Ödeme
- Angioneurotisches Ödem
- Höhenödem.
Das Lymphödem der Beine wird in primäres (angeborene Schädigung des Lymphsystems) und sekundäres Lymphödem (erworbene Schädigung des Lymphsystems) unterteilt. Diese unterscheiden sich in ihrem äußeren Erscheinungsbild jedoch nicht.
Das primäre Lymphödem tritt überwiegend bei Frauen auf. Etwa 0,05 % der Bevölkerung von Deutschland sind vom primären Lymphödem betroffen, welches zu über 90 % an den Beinen entsteht. Durch angeborene Unterentwicklung (Hypoplasie) oder in seltenen Fällen Erweiterung der Lymphgefäße kann sich diese Ödemform bilden.
Das sekundäre Lymphödem wird durch eine Schädigung der Lymphbahnen oder Lymphknoten im Bereich der Leisten, des Darmbeines oder der Hauptschlagader/Aorta (durch Bestrahlung von Tumoren im Rumpfbereich oder operative Eingriffe) ausgelöst. Primäre Lymphödeme können einseitig wie beidseitig auftreten, wobei Letzteres kein symmetrisches Auftreten bedingt.
Bei Lymphödemen wird keine Hautverfärbung sichtbar. Anfangs ist eine Dellbarkeit dieser Ödeme feststellbar. Bestehen sie länger, verschwindet die Dellbarkeit. Äußerlich ist diese Ödemform an den Zehen am sogenannten Stemmerschen Zeichen erkennbar. Diese Verdickung der Zehenhaut entsteht durch den erhöhten Eiweißgehalt des Interstitiums. Die Fibrozyten (fixe Zellen) wandeln die Bluteiweiße in Bindegewebe um. Diese Eiweißfibrosen können auch an anderen Stellen des Ödems als verdickte Hautfalten entstehen.
Um zum einen die Beschwerden und zum anderen die Gefahr für mögliche Ödemkomplikationen (wie z. B. Ekzeme, Weichteilrheuma, Lymphfisteln oder Lymphzysten) zu vermindern,
sollten Lymphödeme in jedem Fall behandelt werden. Meist wird die physikalische Ödemtherapie nach Asdonk (manuelle Lymphdrainage nach Vodder, Ödemgriffe und Kompressionsbehandlung) angewandt. In seltensten Fällen werden Lymphödeme operativ behandelt (z. B. Lymphgefäßtransplantation).
Das Lipödem oder Fettödem tritt im Gegensatz zu den o. a. Ödemformen nur bei Frauen und einer Lipohypertrophie (Vermehrung, Vergrößerung des Fettgewebes) der Extremitäten auf. Diese Lipohypertrophie der Extremitäten ist eine genetisch bedingte Vermehrung des Fettgewebes, überwiegend an den Beinen und nur zu geringerem Teil an den Armen. Das äußere Erscheinungsbild wird dadurch stark beeinträchtigt, da auch schlanke Menschen davon betroffen sein können: Arme und insbesondere Beine sind stark verdickt, während der Rumpf – im Gegensatz zur Adipositas – in seiner normalen Form bleibt. Bei adipösen Frauen kann die Lipohypertrophie jedoch zusätzlich verstärkt sein, diätetische Maßnahmen sind hier sinnvoll.
Wenn keine Adipositas vorliegt, kann die Lipohypertrophie auch durch strengste Diäten nicht vermindert oder beseitigt werden.
Die Lipohypertrophie erscheint wie das Lipödem immer symmetrisch. Die bisher erwähnten Erkennungsmerkmale wie Hautverfärbung, Dellbarkeit, dicke Hände, Finger, Füße, Zehen sowie das Stemmersche Zeichen liegen hier nicht vor. Auch Beschwerden tauchen nicht auf. Jedoch ist das psychische Leid aufgrund des unästhetischen Erscheinungsbildes (Verhältnis Rumpf zu den Extremitäten) nicht zu unterschätzen.
Folge der Lipohypertrophie im Laufe der Zeit kann ein Lipödem sein. Durch die Flüssigkeitsansammlung erhöht sich der Druck des Fettgewebes auf die Kapillaren und Lymphgefäße, wodurch dann Beschwerden wie Spannungsschmerzen, Schweregefühl und Druckempfindlichkeit im bisher beschwerdefreien Fettgewebe entstehen.
Deshalb sollte das Lipödem in jedem Fall behandelt werden. Die Therapie erfolgt in Form der physikalischen Ödemtherapie, wodurch an den Beinen eine Reduktion der Wassereinlagerungen von etwa 1.000 ml erreicht werden kann. Dies mindert die Beschwerden bereits ausreichend. Wenn die Betroffene psychisch zu sehr unter dem unästhetischen Erscheinungsbild leidet, kann sowohl bei der Lipohypertrophie wie auch beim Lipödem eine Liposuktion (Fettabsaugung) durchgeführt werden.te beachten Sie jedoch: Das Deuten einer Ödemform sowie die Entscheidung für eine Therapieform sollten ausschließlich durch speziell ausgebildete Mediziner erfolgen.
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