Komponenten der Leistungsfähigkeit des Fußballspielers
Die Anforderungen an den Fußballspieler und seine körperliche Leistungsfähigkeit wird in verschiedene Komponenten eingeteilt. Dazu gehören technische, soziale, taktische, psychologische und konditionelle Fähigkeiten. Hinzu kommt die Veranlagung (Konstitution und Gesundheit) des Sportlers (vgl. hierzu Abbildung 1).
Einflussgrößen auf die sportliche Leistungsfähigkeit eines Fußballspielers
Alle Komponenten stehen in enger Abhängigkeit zueinander. Kein Fußballspieler, der beste konditionelle Eigenschaften besitzt, wird diese ohne gute technische Voraussetzungen adäquat umsetzen können. Umgekehrt begrenzt die Kondition die körperliche Leistungsfähigkeit und hat zudem erheblichen Einfluss auf die Technik und Taktik des einzelnen Spielers, was sich wiederum auf das Spielniveau der gesamten Mannschaft auswirken kann.
Taktisch-kognitive Fähigkeiten
Der Begriff Taktik wird als planvolles, intelligentes, antizipatives und berechnendes Verhalten definiert. Allgemein wird die Taktik im Sport als die Lehre von der Führung des sportlichen Kampfes bezeichnet.
Im Spielsport beschreibt die Taktik die Gesamtheit der individuellen und kollektiven Verhaltensweisen, Handlungen und Operationen von Sportlern und Mannschaften, die unter Beachtung der Wettkampfregeln, des Partners, des Verhaltens des Gegners sowie der äußeren Bedingungen auf die volle Nutzung der eigenen Leistungsvoraussetzungen im Sinne eines bestmöglichen Wettkampfergebnisses oder einer optimalen Leistung gerichtet sind. Man unterscheidet dabei die individuelle (Verhalten eines einzelnen Spielers) von der kollektiven Taktik (zweckmäßiges Zusammenwirken der Spieler einer Mannschaft).
Fußball ist ein von Taktik geprägtes Spiel – ihr kommt große Bedeutung für den Erfolg oder Misserfolg zu. Es besteht ein enger Bezug zu den konditionellen Fähigkeiten.
Individualtaktische Handlungen werden im Kopf entschieden – ausschlaggebend ist die Zeit, die für Entscheidungen von Handlungen benötigt wird (z. B. das Reagieren des Spielers auf eine bestimmte Abwehrsituation). Korrektes individualtaktisches Verhalten ist u. a. von der Erfahrung des Spielers abhängig. Je bekannter ein Bewegungsszenario ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Spieler die optimale Handlungsalternative wählt. Ermüdete Spieler neigen zu Fehlern und somit zu falschen taktischen Handlungen.
Die kollektive Taktik, auch Strategie genannt, ist das Verhalten und Zusammenspiel aller Spieler einer Mannschaft in Hinblick auf die vom Trainer bestimmte Vorgehensweise. Die beste taktische Ausrichtung einer Mannschaft nützt nichts, wenn die konditionellen Fähigkeiten dazu nicht gegeben sind.
Technik
Bewegungsfertigkeiten (Zuspiel, Kopfball, Torschuss, Dribbling, Finten, Ballannahme und Ballmitnahme) und koordinative Fähigkeiten (Reaktionsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, räumliche Orientierungsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit und kinästhetische Differenzierungsfähigkeit) beschreiben die Hauptbestandteile der Technik eines Fußballspielers.
Technisch-koordinative Fähigkeiten müssen im modernen Fußball v. a. beim präzisen Passspiel, im hohen Spieltempo und in Zwei-kampfsituationen beherrscht und angewandt werden. Für schnelles Dribbling und kraftvolle Torschüsse im erholten sowie ermüdeten Zustand ist die Kondition ein maßgeblicher Faktor.
Kondition
Die Kondition ist diejenige Komponente der sportlichen Leistungsfähigkeit eines Fußballspielers, die v. a. durch energetische Faktoren und Prozesse bestimmt ist. Sie kommt im Niveau der körperlich-motorischen Fähigkeiten Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit sowie in deren Zusammenwirken zum Ausdruck. Viele Autoren ordnen der Kondition noch die Beweglichkeit zu.
Komponenten der Kondition eines Fußballspielers
Im Fußballspiel lassen sich diese einzelnen Fähigkeiten nicht elementar voneinander trennen. Sie stehen in einer Wechselwirkung zueinander (vgl. hierzu obere Abbildung).
Psychische Fähigkeiten
Grundvoraussetzung für jede sportliche Leistung, sei es im Training oder im Wettkampf, sind
- Motivation,
- Durchsetzungsvermögen,
- Entschlossenheit und Einstellung zur Anforderung,
- Konzentration,
- Selbstvertrauen,
- positives Denken und
- Freude.
Immer wieder sieht man im Profi- und Amateurbereich Fußballspiele, in denen der vermeintlich schwächere Gegner oder sogar Mannschaften in Unterzahl (aufgrund eines Platzverweises) als Sieger vom Platz gehen. In der Regel besitzen solche Mannschaften die Fähigkeit, über sich hinauszuwachsen – sie ordnen dem Teamerfolg alles unter. Motivation und mentale Stärke können spielentscheidend sein.
Jürgen Klinsmann: „Am Ende entscheidet häufig nur der Kopf – und der wird im Fußball nicht trainiert“.
Außerdem meinte Christoph Daum einmal: „Wenn der Kopf funktioniert, ist er das dritte Bein“.
Konstitutionelle und gesundheitliche Faktoren
Die Konstitution (Körperbau) ist genetisch festgelegt, kann jedoch durch systematisches Training beeinflusst werden kann. Es wird zwischen athletischem, leptosomem und pyknischem Körperbau unterschieden:
- Athletischer Körperbau kennzeichnet sich durch eine gut ausgeprägte Muskulatur (z. B. Christiano Ronaldo)
- Leptosomer Körperbau ist schlank und mit relativ gering ausgeprägter Muskulatur (z. B. Thomas Müller)
- Pyknischer Körperbau: mittelgroß, Neigung zu Fettansatz, Brustkorb unten breiter als oben, kurzer Hals und breites Gesicht (z. B. Ailton)
Bei Fußballspielern findet sich das Problem, dass meistens nur die Beinmuskulatur stark ausgeprägt ist. Aber gerade eine gute Muskulatur im Schulter- und Rumpfbereich ist in Bezug auf fußballspezifische Aktionen (wie z. B. das Durchsetzungsvermögen in Zweikämpfen) wichtig und leistungsfördernd. Des Weiteren minimieren eine stark ausgeprägte Muskulatur und v. a. ausreichend Erholung (vgl. hierzu Kapitel 5) das Verletzungsrisiko.
Die Konstitution ist vor allem im Nachwuchsfußball von großer Bedeutung. Als Trainer muss man bei der Festlegung der Ziele den jeweiligen Entwicklungsstand der Spieler beachten. So darf man z. B. von einem Spieler, der in relativ kurzer Zeit einen Wachstumsschub von mehreren Zentimetern gemacht hat, nicht erwarten, dass er im technischen Bereich keinen Leistungsrückgang hat.
Soziale Fähigkeiten
Soziale Kompetenz ist die Gesamtheit persönlicher Fähigkeiten und Einstellungen, die dazu beitragen, individuelle Handlungsziele mit den Einstellungen und Werten einer Gruppe zu verknüpfen und in diesem Sinne auch das Verhalten und die Einstellungen von Mitmenschen zu beeinflussen.
Soziale Fähigkeiten wie Wertschätzung, Disziplin, Kritikfähigkeit, Kompromissfähigkeit, Menschenkenntnis, Toleranz, Respekt, Konfliktfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Verantwortung, Fleiß, Engagement und Teamfähigkeit spielen im Fußball eine entscheidende Rolle.
Viele Kinder gehen in einen Sportverein und wollen Profifußballer werden. Oft sind die Erwartungen der Eltern und Spieler sehr hoch, und es muss vorher in einem gemeinsamen Gespräch zwischen Eltern, Trainer und Spielern geklärt werden, wie man die gewünschten Ziele erreicht und wie anstrengend der Trainingsplan sein wird. Nicht allen Eltern und Spielern ist bewusst, dass man für einen Mannschaftssport wie Fußball viel Zeit investieren muss.
Teamfähigkeit und soziales Verhalten sind sehr wichtig und Grundvoraussetzungen für ein harmonisches Zusammenspiel von Trainern, Verein, Spielern und Eltern.
Nur über ein gutes Mannschaftsklima ist der sportliche Erfolg auf Dauer gesichert und einfacher zu erreichen. Zur Mannschaft zählen hierbei nicht nur Team und Trainer, sondern das gesamte sportliche Umfeld. Verein, Betreuer, Eltern, Geschwister, Verwandte und Freunde können über verschiedene Aktivitäten ins Teamgeschehen eingebunden werden.
Gerade aber die Verhaltensregeln in einer sozialen Gemeinschaft sind für viele junge Menschen oft ein Grund, mit dem Fußballspielen im Verein aufzuhören. Andere Sportarten (wie z. B. trendige Outdooraktivitäten oder klassische Individualsportarten) haben für Kinder und Jugendliche den Vorteil, sich nicht in ein gemeinnütziges Kollektiv einfügen zu müssen. Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit sind bei jungen Menschen heutzutage nämlich nicht mehr zwingend von großer Bedeutung und gelten als keine positiven Eigenschaften.
Deshalb sollte man v. a. Spieler in Jugendmannschaften frühzeitig an bestimmte Verhaltensregeln gewöhnen. Nur so werden diese Regeln für junge Fußballspieler zur Normalität, statt Zwangsanweisung zu bleiben – dies ist ein wichtiges Lernziel, nicht nur für das Fußballleben.
Folgende Grundsätze sollte man als Trainer seinen Spielern vermitteln:
- Ehrlichkeit und Fair Play
- Teamgeist
- Pünktlichkeit
- Höflichkeit und Freundlichkeit
- Umweltbewusstsein und Sauberkeit
- Kritikfähigkeit
- Hilfsbereitschaft
- Zuverlässigkeit
- Kommunikationsbereitschaft
- Allgemeines Interesse am Sport und am Verein
Jeder Spieler sollte unbedingt diesen Grundsätzen folgen, um teamfähig zu sein und den Erfolg der Mannschaft zu gewährleisten. Im Gegensatz zu Einzelsportarten ist Fußball nun einmal ein Mannschaftssport, und alle Spieler sollten sich dieser Sache unbedingt bewusst sein.
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