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Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)

Die Begriffe Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) werden oft identisch verwendet und meist nicht deutlich voneinander abgegrenzt. Es gibt jedoch inhaltlich große Unterschiede.

Da bei der BGF günstige Rahmenbedingungen und ein positives Menschenbild im Unternehmen meist vorausgesetzt werden, werden damit – neben direkt arbeitsplatzbezogenen Aktivitäten – häufig „punktuelle zeitlich befristete Einzelmaßnahmen zur Verhaltensprävention bezeichnet, ohne dass ein Prozess der Organisationsentwicklung angestoßen wird“. Dementsprechend liegt der Fokus auf dem individuellen Verhalten und dem einzelnen Arbeitsplatz des jeweiligen Beschäftigten. Umfangreiche Veränderungen in der gesamten Unternehmenskultur und -struktur finden jedoch nicht statt. Anders sieht es beim BGM aus.

So werden im BGM Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozesse für das gesamte Unternehmen auf nachhaltige Weise derart entwickelt, dass Arbeitsbedingungen und Organisationsstrukturen gesundheitsförderlicher gestaltet werden und alle Mitarbeiter – auch eigenverantwortlich – ein gesundheitsförderliches Verhalten umsetzen können. BGM bezieht Gesundheit in das Unternehmensleitbild und die Führungskultur sowie in die Strukturen und in die (Wertschöpfungs-) Prozesse der Organisation ein. Dabei analysiert es Arbeitssituationen und entwickelt daraus bedarfsgerechte Maßnahmen, die regelmäßig auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden.

BGM ist die Steuerung und Integration aller Betriebsprozesse, um die Gesundheit der Belegschaft zu unterstützen.

Beim BGM werden BGF-Verhaltens- und Verhältnisoptimierungen in eine „gesundheitsorientierte Unternehmens- und Führungskultur eingebettet“ (Barmer GEK 2010a). Somit stellt BGM eine Erweiterung der BGF dar.  Es betrachtet die Gesundheit Beschäftigter als strategischen Faktor und übt damit direkten Einfluss auf die Motivation, Leistungsfähigkeit, Unternehmenskultur und Attraktivität (Image) des Unternehmens für alle Beschäftigen und insbesondere auf die in Zukunft zu gewinnenden Fach- und Führungskräfte (Stichwort: War for Talents) aus.

Anzumerken ist, dass BGM primär organisations- und nicht individuumsbezogen ist. Genau das wird von vielen Unternehmen, die scheinbar Gesundheitsmanagement praktizieren, nicht berücksichtigt.

BGM basiert auf der Vision eines gesunden Unternehmens mit gesunden Mitarbeitern. Um sich daran anzunähern, ist neben der kontinuierlichen Verhaltensoptimierung (z. B. Befähigung aller Mitarbeiter zum eigenverantwortlichen, gesundheitsbewussten Verhalten) die systematische Verbesserung von Strukturen und Prozessen im System Organisation notwendig (vgl. TÜV Nord).

Aufgabe des BGM ist, betriebliche Einflüsse auf Gesundheit zu erkennen, Verbesserungsmaßnahmen zu recherchieren, umzusetzen und zu prüfen. Betrachtet wird eine ganze Organisation mit ihren Risiken und Ressourcen und nicht die beschränkte Fixierung auf punktuelle Arbeitsbedingungen und Verhaltensweisen Einzelner. Dies geht weit über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus. 

Der Weg zum gesunden Unternehmen erfordert einen Perspektivenwechsel: Investitionen in die Mitarbeitergesundheit können nicht länger als Nice-to-have gelten, denn beim BGM geht es nicht nur um die Förderung der Arbeitsfähigkeit Beschäftigter, sondern ebenso um die Wettbewerbsfähigkeit – und damit die Überlebensfähigkeit und Ge-sundheit eines Unternehmens.

Um genannte Ziele konsequent und nachhaltig zu erreichen, ist ein umfassender Kulturwandel im Unternehmen notwendig. Das dauert in der Regel viele Jahre.

BGM unterscheidet drei grundsätzliche Prinzipien oder Ansätze:

  • Prinzip GanzheitlichkeitBGM umfasst sowohl den Arbeits- und Gesundheitsschutz, die Suchtprävention, das BEM und die BGF.
  • Prinzip PartizipationDie Beteiligung aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Unternehmen ist entscheidend, ob gesundheitsfördernde Maßnahmen überhaupt durchgeführt werden (können). Das gilt besonders für die Analyse von gesundheitsfördernden und die Beseitigung gesundheitshemmender Umstände im Unternehmen. 
  • Prinzip IntegrationEs gilt, Betroffene zu Experten in Sachen Gesundheit im Unternehmen zu machen.Nur durch die Zusammenarbeit aller Fachstellen und Fachleute können die erforderlichen Maßnahmen auch nachhaltig umgesetzt werden.

Ein BGM-Basis-Modell kann aus folgenden Bausteinen bestehen:

Baustein 1: Wertesystem/Umwelt

  • Unternehmenskultur
  • Vertrauenskultur
  • Werte/Visionen
  • Work-Life-Balance

Baustein 2: Arbeitsorganisation

  • Aufbau-/Ablauforganisation
  • Personalstruktur
  • Gesunder Führungsstil
  • Arbeitszeitmodelle
  • usw.

Baustein 3: Arbeitsbedingungen

  • Arbeitsgestaltung
  • Arbeitsinhalte
  • Handlungsspielräume
  • Soziale Unterstützung

Baustein 4: Gesundheit

  • Psychisches Wohlbefinden
  • Physisches Wohlbefinden
  • Soziales Wohlbefinden
  • Gesundheitsverhalten
  • Gesundheitskompetenz

BGM sollte folgende charakteristische Merkmale aufweisen:

  • Wirtschaftlich
  • Ganzheitlich
  • Bedarfsbezogen
  • Partizipativ
  • Integriert
  • Imagebildend
  • Qualitätssichernd

 

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